KAWUUUUMMMMM!!!, das kann in einem Labor schon Mal passieren. Und keiner weiß das besser als ich, denn ich habe drei Jahre Chemie in Karlsruhe studiert, und die ein oder andere Apparatur hochgejagt (Zum Glück gab es Versicherungen, die für den Schaden aufkamen, sonst würde ich heute noch daran abzahlen). Ein Tropfen zu viel, und das war es. Heute im Zuge der Bachelor Umstellung und der Weichspühlung aller Dinge unseres Lebens, sind die gefährlichen Versuchsaufbauten aus dem Studienplan verschwunden, und die Chemiker von Morgen werden heute im Schonwaschgang ausgebildet.
Eine Regel gab es allerdings im Labor: Keine Getränke mitbringen, und vor dem Essen Hände sehr gründlich waschen. Bei Potion Explosion wird diese Regel missachtet, und die hergestellten Tränke ausgetrunken.
Was kann schon passieren, wenn Ogerschleim, Drachenqualm, Einhorntränen und Feenharschuppen gemischt werden….
Nachdem alle Murmeln in den Spender gelehrt wurden, und jeder seine zwei Starttränke ausgesucht hat, beginnt die Jagd nach den Zauberkunstorden. Der Spieler darf exakt eine Kugel aus einer Reihe des Spenders nehmen. Klackern zwei Zutaten aufeinander, die die selbe Farbe haben, darf er diese auch nehmen. Das kann er so lange tun, bis die Kettenreaktion beendet ist. Diese Kugeln verteilt er farbentreu auf seinen Tränken. Stellt er einen Trank fertig, kommen die Murmeln wieder in den Spender.
Während seines Zuges kann der Spieler beliebig viele seiner Tränke auch zu sich nehmen, und die jeweiligen Sondereffekte nutzen, die allerdings keine Explosionen im Spender auslösen. Hat er am Ende noch Murmel in der Hand, aber beide Tränke entweder fertig gestellt, oder nicht die passenden Zutaten, können bis zu drei Murmeln in den Vorrat für folgende Runden gelegt werden. Der Zug endet, wenn der Zauberlehrling seine beiden Bunsenbrenner wieder mit neuen Tränken für die nächste Runde bestückt, oder er keine weitere Aktionsmöglichkeit mehr hat.
Die Tränke haben jeweils verschiedene Wirkungen, wenn sie getrunken werden:
Eine Zutat nehmen
Zutaten vom Gegner aus dem Vorrat stehlen
Zwei benachbarte Zutaten unterschiedlicher Farbe nehmen
Zutaten aus dem Vorrat als beliebige Zutat nutzen
Eine Zutat jeder Farbe aus der untersten reihe des Spenders
Eine Wirkung eines Trankes nochmal verwenden
Zwei oder mehr benachbarte Zutaten der gleichen Farbe aus dem Spender nehmen
Bis zu fünf Zutaten einer einzigen Farbe aus einer Reihe zurück in den Spender werfen
Ziel des Spieles ist es, möglichst viele Punkte zu bekommen. Jeder Trank gibt verschieden viele Punkte und Kombinationen aus drei gleichen Tränken oder fünf verschiedenen Tränken bringen vier Bonuspunkte in Form der Zauberkunstorden. Wenn alle zuvor abgezählten Orden vergeben sind, endet das Spiel, und der Spieler mit der höchsten Gesamtpunktzahl gewinnt.
Varianten:
Die Spiellänge kann durch die Anzahl der Zauberkunstorden beeinflusst werden.
Fazit zu Potion Explosion:
Material/Komponenten
Wenn man sich durch das Auspöppeln gekämpft, und den Spender zusammengebaut hat, kommt das Spiel erst richtig zur Geltung. Der Spender ist clever gestaltet, und macht einen stabilen und langlebigen Eindruck. Die Pappe der restlichen Komponenten ist stabil und thematisch gestaltet.
Die Murmeln sind eine Sache für sich. Sie sind farblich sehr unterschiedlich, leider auch manchmal in der Größe variabel. Laut Horrible Games, dem Hersteller, ist das so gewollt, um verschiedene magische Komponenten darzustellen; Ich glaube allerdings, hier wurde etwas am Material gespart. In meiner Kopie waren leider auch einige Murmeln beschädigt und kaputte Murmeln sind auch ein Sicherheitsrisiko, wenn man es mit Kindern spielt. Hier hat Heidelberger aber vorbildlichen Kundenservice geleistet und Ersatz geliefert.
Alter
Das angegebene Alter mit acht Jahren würde ich so auch unterschreiben. Das Spiel und die Mechanismen sind sehr einfach, dass auch jüngere Spieler mitspielen könnten. Sich die ganzen Sonderfähigkeiten zu merken und sich seinen Punktgewinn zu berechnen, braucht aber schon etwas Erfahrung und Voraussicht.
Regelheft
Das Regelheft macht eigentlich einen ganz guten Job. Allerdings wird hier ein Stilmittel verwendet, was mir gar nicht gefällt, und auch andere in Regelfehler geführt hat. Es werden in kursive gedruckten Sprechblasen wichtige Regeln erklärt. Für mich sind solche Texte meistens Fluff und überfliege ich meistens. Das hat bei der Regelauslegung von Potion Explosion leider zu Fehlern geführt. Auch professionelle Regelerklärer (Watch it played, Rodney Smith auf Youtube) mussten beim Designer nochmal nachfragen. Ich möchte hier kurz drei Regeln erläutern, die unter den Tisch gefallen sind, oder gar nicht wirklich erklärt wurden.
Um einen Zauberorden zu bekommen, darf ein Dreierset je Sorte nur einmal gewertet werden.
Es ist nur ein Fünferset aus verschiedenen Tränken pro Spieler erklaubt.
Es darf ein Trank aus einem Dreierset verwendet werden, um das Fünferset zu komplettieren.
Referenz zu meiner Quelle. Ich habe mit Rodney gechattet, und er hat mir versichert, dass er den Designer selbst gefragt hatte und eben diese Antworten erhalten hatte.
Empfehlung
Potion Explosion hat bei uns eingeschlagen wie eine Bombe, KAWUUUUMMMMM!!! Es ist immer ein großer Erfolg, und es folgt fast immer die Frage nach einer neuen Runde. Ob es nun an der Ähnlichkeit zu Candy Crush(Spiele App) liegt, dem Aufbau oder an dem Puzzleaspekt, der das Herausnehmen der Zutaten mit sich bringt, weiß ich nicht. Es kann auch gut das Spielen mit den Murmeln sein, was ich gerne öfter sehen würde.
Für mich ist es das Puzzle, was es so reizvoll macht. Nutze ich die Tränke jetzt, oder später. Nutze ich sie, um meine Hauptaktion effektiver zu machen, oder nutze ich sie danach, um noch eine fehlende Zutat zu bekommen. Nehme ich Hilfe in Anspruch, und damit Minuspunkte, um danach mehr Punkte zu machen. So viele Überlegungen in einem so simpel anmutenden Spiel. Oder es ist gar der Fakt, dass ich dieses Spiel noch nie gegen meine Frau gewinnen konnte.
Am besten gefällt mir das Spiel zu zweit, da es dort weniger chaotisch ist, und etwas planbarer bleibt. Zudem kann eine Runde doch einige Zeit dauern, wenn Tränke getrunken werden und länger überlegt wird. Als 2-Personenspiel spielt es sich sehr flott und inzwischen deutlich unter 30 Minuten.
Der schnelle Aufbau und die einfachen Regeln sind sind Grund genug, es am Abend noch schnell zu spielen, wenn die Müdigkeit eigentlich etwas anderes vorschlägt. Nicht viele Spiele kommen angeblich so leichtfüßig daher und verbergen so elegant deren Komplexität.
Potion Explosion bietet also Familien und Wenigspielern ein reizvolles Spiel, sowie auch Vielspieler können sich hier strategisch austoben. Deshalb eine klare Empfehlung von mir.
Schachtelinhalt
1 Zutatenspender
80 Murmeln
64 Trankfläschen in 8 Sorten
15 Zauberkunstorden
21 Marker, „kleine Hilfe“
1 Startespielermarker
4 Arbeitstische
1 Spielanleitung
Credits
Horrible Game, Heidelberger Spieleverlag
Author: Lorenzo Silva, Andrea Crespi, Stefano Castelli
Grafik: Giulia Ghigini
2-4 Spieler
ab 8 Jahre
ca. 30-45 Minuten
Preis
ca. 34 € (Stand Oktober 2016)
Ich bedanke mich beim Heidelberger Spieleverlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars. Mein Artikel wurde durch die Bereitstellung nicht beeinflusst und spiegelt meine Meinung und Erfahrung wieder.
Pingback: #63 Papa spielt … Potion Explotion - Brettspielfeed
Potion ExploSion heißt das Spiel (Potion Exploitation wäre eventuell auch ganz zutreffend gewesen, aber Explotion ist schlicht eine in der obigen Rezension konsequent benutzte Fehlschreibung).
Danke für den Hinweis. Da war mein Redakteur (ich selbst) wohl etwas zu fahrlässig. Aber fehlende Konsequenz kann man mir nicht vorwerfen.
Ist korrigiert, und passiert hoffentlich nicht wieder. Sehr peinlich.