Phil Walker-Harding ist für mich kein unbeschriebenes Blatt mehr. Er hat mit seinen anderen Spielideen (Cacao, Sushi Go) immer ins Schwarze getroffen. So mussten wir uns auch Imhotep anschauen.
Hier entführt uns Phil ins alte Ägypten, und entgegen vieler Verschwörungstheorien, haben nicht Aliens die Pyramiden erbaut, sondern Menschen. Wir sind also Bauherren im alten Ägypten und schaffen Steine an die Bauplätze für Pyramiden, Grabkammern und Obelixen, äähmm Obelisken. Was man damals eben so gebaut hat. Zu unseren Aufgabengebieten gehört die Nachschubversorgung von Baumaterial, den Steinen, das Verladen auf die Transportschiffe und die Distribution an die einzelnen Baustellen.
Eine Rundenkarte bestimmt, welche Boote für die aktuelle Runde vorhanden sind.
Die Spieler können nun entweder neue Steine besorgen, einen Stein auf ein Boot laden, ein Boot an einen Ort fahren, sobald es eine Mindestbefüllung erreicht hat, oder eine blaue Aktionskarte ausspielen. Das waren schon die ganzen Aktionen, mehr gibt es fast nicht zu beachten.
Für alle Orte gilt, dass die Reihenfolge der Steine auf den Booten, die Reihenfolge der Aktionen an den Orten bestimmt, also ladet die Boote mit Bedacht.
Die einzelnen Orte sind:
Nach sechs Spielrunden endet das Spiel, und nachdem die Karten und Orte gewertet wurden, gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.
Varianten
Jeder Ort hat noch eine B-Seite, die die Wertungskriterien leicht verändern und einige Spezialaktionen dem Spiel hinzufügen. Man darf je nach Geschmack A und B-Seiten mischen.
Für eine härtere Variante, gibt es noch den „Zorn des Pharao“. Hier wird jeder Spieler bestraft, der nicht am Ende des Spiels, an allen vier Orten mindestens einen Stein liegen hat. Es werden fünf Punkte abgezogen, was eine ganze Menge ist.
Fazit zu Imhotep:
Material/Komponenten
Wenn man die Schachtel öffnet fallen sofort die großen Holzwürfel auf. Diese sind deutlich größer als man es von anderen Spielen gewohnt ist. Die Pappe ist fest und die Illustrationen auf den Pappteilen sehr hübsch und thematisch. Die mitgelieferten Karten sind leider wieder einmal diese winzigen Karten, die ich absolut nicht mag. Zum Glück muss man sie nicht auf der Hand halten, und muss sie offen vor sich ablegen. Aber auch hier sind sie sehr schwer zu erkennen, beim Blick quer über den Tisch.
Alter
Kosmos schlägt ein Alter ab zehn Jahren vor. Sicherlich bietet das Spiel einige strategische Kniffe, aber komplexer als ein Carcassonne, das locker mit acht gespielt werden kann, ist es auch nicht. Imhotep ist für mich ein klassisches Familienspiel, was die Jury zum Spiel des Jahres mit Ihrer Nominierung auch bestätigt hat.
Regelheft
Das Regelheft macht einen guten Job. Auf drei Seiten werden die Regeln des Spiels erklärt, und gut hervorgehoben, wie sich das Spiel in den verschiedenen Spieleranzahlen verändert. Im zweiten Teil gibt es eine detaillierte Beschreibung der fünf Orte, jeweils mit ihren A und B-Seiten. Die Informationen sind gut zu finden, und die wichtigen Phrasen dick gedruckt. Die Karten werden übersichtlich auf der Rückseite erläutert. So sollten Anleitungen aussehen, wenn man mich fragt.
Empfehlung
Imhotep hinterlässt bei mir einen gemischten Eindruck. Zum Einen möchte ich das Spiel wirklich gerne mögen. Es erfüllt so viele Kriterien, die ein Spiel für mich als gutes Familienspiel qualifizieren. Kurze Spielregeln, hübsches Material und flotter Spielablauf. Bei allen drei Punkten volle Punktzahl.
Zusätzlich sehr positiv sind die zweiseitigen Spielpläne und die variable Verwendung. Die Rundenkarten bringen eine weitere schlecht kalkulierbares Element ins Spiel, was für viel Wiederspielbarkeit sorgt.
Die Entscheidung wo man seinen Würfel platziert ist extrem wichtig, und man muss immer voraus planen, wo der Würfel am Ende liegen wird. Leider gibt es eben auch das destruktive Element, dass andere Spieler eben auch bestimmen können, wo ein Boot angedockt wird, auch wenn kein eigener Stein auf dem Boot geladen ist. Das kann extrem ärgerlich werden, da das Spiel ja auch nur sechs Runden lang gespielt wird. Befindet sich am Tisch ein Spieler, der diese destruktive Spielweise verfolgt, wird dieser zwar keine Chance auf einen Sieg haben,jedoch auch den anderen Spielern das Spiel verhageln. Aber selbst, wenn das nur ab und an passiert, fühlt sich Imhoptep sehr zufällig an. Im Spiel mit vier Personen hat man stets das Gefühl, überhaupt keinen Einfluss drauf zu haben, wo sein Boot landen wird. Reines Glücksspiel, ob es in drei Runden noch nicht bewegt wurde. Im schlimmsten Fall verschafft sich ein Spieler mit einer Aktionskarte eine Zusatzaktion, und bringt dadurch die Pläne durcheinander.
Im Spiel mit zwei Personen wird das Spiel schon sehr viel planbarer, und ist auch die Spielart, die ich bevorzuge. Es spielt sich dann extrem schnell, und geht eigentlich immer sehr knapp aus. Jede destruktive Aktion kostet am Ende richtig Punkte, und man muss abschätzen, ob es dem Gegner mehr schade, als mir selbst.
Ich hoffe, das Imhotep noch die ein oder andere Erweiterung erhalten wird, um die Willkür ein wenig aus dem Spiel zu verdrängen. Bis dahin bleibt es für mich ein Spiel, was ich nur zu zweit spielen will. Ein tolles Familienspiel, das einige Schwächen hat, aber durchaus ein positives Spielerlebnis bieten kann. Einer der größten Vorzüge des Spiels ist die optische Aufmachung. Jeder, der das Spielmaterial gesehen hatte, wollte es gerne mitspielen, um zu sehen, was sich dahinter verbirgt. Somit ist sehr gut geeignet neue Spieler an moderne Brettspiele heranzuführen.
Schachtelinhalt
120 Holzsteine
21 Rundenkarten
34 Marktkarten
5 Ortstafeln
1 Wertungstafel
8 Boote
4 Vorratsplättchen
1 Spielanleitung
Credits
Kosmos
Author: Phil Walker-Harding
Grafik: Miguel Coimbra
2-4 Spieler
ab 10 Jahre
ca. 40 Minuten
Preis
ca. 30€ (Stand November 2016)
Ich bedanke mich bei Kosmos für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplars.